Interview mit Isaac Vorsah (2012)

Aus FC Salzburg Wiki
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»Im Frühjahr geben wir Gas!«

Der 1,92-Meter-Hüne Isaac Vorsah ist nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile in seiner neuen Heimat Salzburg angekommen. Im Interview spricht er über seine Liebe zu Ghana, wie sehr ihm seine kleine Tochter fehlt und wie er den österreichischen Fußball populärer machen will.

Heute steht das letzte Spiel vor der Winterpause am Programm. Wie fällt deine persönliche Herbstbilanz aus?

Zuallererst möchte ich mich bei meinen Mitspielern, den Fans und natürlich auch bei allen Menschen im Verein bedanken. Ich bin hier sehr offenherzig empfangen worden, und Salzburg ist für mich bereits zu meiner neuen Heimat geworden. Sportlich haben wir uns nach einem eher mäßigen Start zwar verbessert, doch zufrieden können wir natürlich nicht sein, da wir vor dem heutigen Spiel bereits sieben Punkte hinter der Austria liegen. Trotzdem muss ich unserer Mannschaft und dem Trainerteam ein großes Lob aussprechen. Es wird hier täglich mit vollem Einsatz gearbeitet, und wir haben sehr viel Klasse im Team. Nun müssen wir heute gewinnen, dann werden wir im Frühjahr ordentlich angreifen, um uns wieder an die Spitze zu schießen.

Du hattest einen durchwachsenen Start in Salzburg: sahst gleich in deiner ersten Partie die Rote Karte.

Ja, das war wie ein böser Traum. Ich war natürlich extrem motiviert und wollte den Fans und meinen Kollegen beweisen, dass ich ein guter Fußballer bin. Und dann sehe ich gegen Ried gleich nach fünf Minuten Rot. Am Anfang war ich natürlich sehr niedergeschlagen, auch weil ich mir nicht sicher war, ob dieser Ausschluss gerechtfertigt war. Aber dann ich habe die Sache abgehakt, und nachträglich gesehen hat mich diese Rote Karte nur zusätzlich motiviert.

Die richtige Antwort hast du ja in Runde elf mit deinem Treffer in Mattersburg gegeben.

Ich hatte mich schon in den Partien davor sehr gut gefühlt, aber das Tor im Burgenland war schon ein Highlight. Ich wollte allen zeigen, dass ich es besser kann und dieser Ausschluss eine einmalige, dumme Aktion war. Heute kommt ja ausgerechnet Mattersburg zu uns in die Red Bull Arena, und da hoffe ich, dass mir erneut ein Treffer gelingt. Das wäre doch ein schöner Abschluss, und ich könnte zufrieden in die Winterpause gehen.

Wie werdet ihr das Spiel gegen Mattersburg anlegen?

Wir wissen, dass wir nicht verlieren dürfen, weil der Abstand zur Wiener Austria dann noch größer werden würde. Nach dem Remis in Graz stehen wir sicherlich unter Druck, doch davon dürfen wir uns nicht nervös machen lassen. Wir sind der Favorit, und dieser Rolle müssen wir auch gerecht werden. Wir werden druckvoll wie immer agieren und versuchen, den Burgenländern unser Spiel aufzuzwingen.Wir werden früh attackieren und somit Druck auf ihre Hintermannschaft ausüben. Dadurch werden sie hoffentlich Fehler machen und wir zu Torchancen kommen.

Deine ehemaligen Kollegen in Hoffenheim haben dich als ruhigen, umgänglichen Typen beschrieben. Wenn man dich am Platz in Aktion sieht, kann man das schwer glauben.

Ich denke, als Spitzensportler muss man zwei Gesichter haben. Privat bin ich sicherlich eher der ruhige Typ, der nicht allzu gerne im Scheinwerferlicht oder in der Öffentlichkeit steht. Meine Erziehung in Ghana hat mich gelehrt, den Ball gewissermaßen flach zu halten und durch Leistung aufzufallen. Und daher gebe ich am Platz wahrscheinlich auch ein anderes Bild von mir ab. Wenn es um Punkte geht, wird gekämpft, und ich verlange mir dann auch immer hundert Prozent ab. Da geht es nicht nur um mich, sondern um die Mannschaft und den Verein.

Darum stehst du wohl auch im Kader der Nationalmannschaft von Ghana. Ihr habt euch Bedeutung hat das Nationalteam für dich?

Für Ghana zu spielen ist eine ganz große Sache. Ich liebe es, meine Landsmänner zu treffen, mit ihnen zu trainieren und Matches zu bestreiten. Es herrscht immer eine ganz außergewöhnliche Stimmung, von der ich dann jedes Mal noch lange Zeit bei meinem Verein zehre. Die Freude am Fußball wird ganz großgeschrieben bei uns, und diese Freude hat uns auch in der Qualifikation zum Afrika-Cup angetrieben. Außerdem sind Heimspiele mit dem Nationalteam immer auch eine hervorragende Gelegenheit, um nach Hause zu kommen und meine Familie und alte Freunde zu sehen.

Wann wirst du deine Heimat wieder besuchen?

Jetzt zu Weihnachten fliege ich nach Ghana – darauf freue ich mich schon so sehr. Es ist ganz speziell, wenn wir alle gemeinsam Weihnachten feiern, und natürlich freuen sich die Kinder auf die Geschenke.

Du hast ja auch eine kleine Tochter.

Ja, sie ist das Beste in meinem Leben, und ich vermisse sie jeden Tag, weil sie noch mit meiner Freundin in Ghana lebt. Ich hoffe aber, dass sie im Sommer beide nach Salzburg kommen und hier mit mir zusammen sein können.

Wie hast du dich in Salzburg eingelebt?

Es ist wunderschön hier. Ich habe ein schönes Haus gefunden, da ist auch genügend Platz für meine kleine Familie. Ich mag Salzburg, weil es nicht zu groß ist und es sehr familiär zugeht. Ich werde oft von Fans auf der Straße angesprochen, und alle sind sehr freundlich und wünschen mir Glück.

Ralf Rangnick hat dich zu Red Bull Salzburg geholt. Du kennst ihn ja bereits aus deiner Zeit in Hoffenheim. Was für ein Typ Mensch ist er? Er lebt für den Fußball, und ich habe noch nie eine Person getroffen, die sich so sehr mit diesem Sport beschäftigt. Und darum glaube ich auch, dass er der perfekte Mann für das Fußball-Projekt von Red Bull ist. Aber auch abseits des Sports ist er ein Vorbild für mich, weil er einfach ein sehr smarter Mann ist, der sehr viel nachdenkt und dem der „Mensch im Fußballer“ auch sehr wichtig ist.

Was fällt dir auf, wenn du die deutsche mit der österreichischen Bundesliga vergleichst?

Der Unterschied ist viel geringer, als ich mir im Vorfeld erwartet hatte. Die österreichische Bundesliga hatte in Deutschland lange Zeit sicherlich nicht den besten Ruf, doch das hat sich in den letzten Jahren geändert. Legionäre wie David Alaba, Marko Arnautovic, Sebastian Prödl oder Martin Harnik machen die beste Werbung für Österreichs Fußball. Klar ist die deutsche Bundesliga besser, aber Österreich ist auf einem guten Weg, und ich hoffe, dass auch ich meinen Beitrag leisten kann, um die Liga in Europa noch populärer machen zu können. Außerdem will ich endlich einen Titel gewinnen!

Was wünschst du dir zu Weihnachten?

Gesundheit für meine Familie, meine Freunde und alle Fans unseres Vereins.

  • Quelle: heimspiel-Stadionmagazin des FC Red Bull Salzburg